"Potenzial - 
  Du + 500 x Phantasie" 
      6/2004

 


 

 

Potenzial -

Du + 500 x Phantasie

 

Eine Installation zum Ausstellungsthema "Unendlichkeit"
auf der Nord Art 2004, Kunst in der Carlshütte, Büdelsdorf bei Rendsburg

(Ca. 500 laminierte Fotos und Zeitungsausschnitte, zwei Spiegel, ein Stuhl mit diversen Büchern, Lampe, Teppich, Stereoanlage mit Radioaufnahmen auf DC, Maße ca. 250 x 250 x 220 cm)

 

Der Begriff "Unendlichkeit" ließ mich zuerst an Mathematik und Astronomie denken.

Es reizte mich aber, diesen Begriff auf den Menschen zu beziehen.  Und zwar "Unendlichkeit" im Sinne von menschlichem Potenzial und als Ausdruck verschiedenster Möglichkeiten, das eigene Leben zu gestalten. 

Eingeflossen in meine Überlegungen ist ein Satz aus dem Roman "Erst grau, dann blau, dann weiß" von Margriet de Moor:

"Ich habe festgestellt, daß sich ganz in der Nähe des Lebens, in dem man zufällig gelandet ist, ein anderes befindet, das man genauso gut hätte führen können ..."

Dargestellt wird das Thema mit einer Art Kabine. Diese Kabine wird über und über mit laminierten Fotos von Menschen behängt. Menschen in vielen verschiedenen Situationen und Rollen, bei verschiedenen Tätigkeiten; alt, jung; braun, gelb, weiß; mit unterschiedlichem Status und Beruf, bekannt und unbekannt. Gesichter der Vergangenheit und der Gegenwart (und der Zukunft?). 

An den seitlichen Wänden – zwischen all diesen Fotos -  hängen zwei Spiegel. Sie hängen sich genau in dem Winkel gegenüber, daß es dem Betrachter möglich ist, sich scheinbar unendlich oft selbst zu sehen. Diese Situation steht ausdrücklich im Zusammenhang mit dem Satz von Margriet de Moor. Welche Geschichte, welche Rolle könnte das Ich neben mir erleben?

Im Hintergrund hört man Radio-Geräusche. Jemand dreht langsam am Suchlauf-Knopf und findet auf Kurzwelle Radiostationen aus aller Welt. Sprach- und Musikfetzen bringen die Nachrichten, Geschichten und Lieder weit entfernter Menschen an diesen Ort und stellen eine (zufällige?) Verbindung zu uns her.

Geradeaus steht auf dem Boden oder auf einem kleinen Podest ein Stapel Bücher. Dies zeigt eine weitere Potenz der menschlichen Möglichkeiten, die in die Phantasie, und damit letztlich auf die unendliche Vielfalt der (Lebens)-geschichten verweist. 

 

Maria Gust, Juni 2004